„Betheljahr?! Das ist nur mein Plan Z, das mach ich sowieso nicht.“
Ich weiß gar nicht, wie oft ich das gesagt habe. Und doch kam es anders.
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Name: Yasemin
Alter: 19
Praxisbereich: Psychische Betreuung - Menschen im Alltag begleiten
Einsatzstelle: Fachbereich Pniel
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Ich – 18 – im letzten Schuljahr - war schon immer der festen Überzeugung, ich mache nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland. Am besten so weit weg, wie möglich. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits für das Betheljahr beworben, aber mir war klar, dass ich das auf gar keinen Fall machen wollte. „Bethel ist ja sogar näher an Zuhause als die Schule“. Stattdessen wollte ich lieber neue Kulturen entdecken, in einem Entwicklungsland leben und die Welt sehen! Doch so faul, wie ich war, habe ich mich nach der Zusage vom Betheljahr, um nichts Weiteres gekümmert und mich mit dem Gedanken getröstet, dass ich wenigstens eine Stelle in der Psychiatrie habe, ein Thema, das mich schon immer sehr interessiert hat. Außerdem habe ich mir eingeredet, dass Bethel ja wenigstens gut bezahlt. Wie sich dann natürlich herausstelle, brachte mir das Betheljahr weitaus mehr.
01.09.: Ich stehe eindeutig viel zu früh vor dem Eingang des Fachbereichs Pniel, einer Einrichtung für mittelfristige psychiatrische Behandlung (3-6 Monate). Hier werden Patientinnen und Patienten im Alter von 18-60 Jahren mit diversen Diagnosen wie Psychosen, Depressionen, Suchtproblemen, Persönlichkeitsstörungen etc. behandelt.
Nachdem ich in der Einsatzstelle eingetreten bin, lernte ich mein Team und meine neue beste Freundin kennen. Erleichterung überfiel mich als ich so herzlich begrüßt worden bin und festgestellt habe, dass ich gar nicht die einzige Betheljahr-Freiwillige bin. Zu Beginn wurde mir das 8-köpfige multi-professionelle Team aus Pädagogen und Pädagoginnen sowie Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern vorgestellt, zu dem nun auch wir zwei Betheljahr-Teilnehmerinnen gehören. Diese ist nun meine beste Freundin.
Die ersten zwei Monate erforderten viel Sitzgeduld und haben mein Sudoku-Talent geschult. Man wusste noch nicht so genau, wohin mit sich selbst und war, trotz der Einarbeitung durch die Kolleginnen und Kollegen, manchmal überfordert. Doch mit der Zeit legte sich das ganz automatisch. Ich erlangte nach und nach einen Blick dafür, was in der Einsatzstelle noch zu tun war und wo gerade Hilfe benötigt wurde. Im Nachhinein kann ich nur über mein überfordertes Ich lachen.
Ich werde nie die eine Situation vergessen, als wir einen Ausflug zur Kegelbahn gemacht haben. Aufgrund der hohen Nachfrage musste ich spontan und unerwartet den Bulli fahren. Das einzige, was ich bis zu dem Zeitpunkt zu diesem „Ding“ wusste, ist, dass eine meiner Vorgängerinnen, die gesamte linke Seite abgefahren hatte bei dem Versuch, durch ein Parkhaus zu fahren.